Anna
Alma-Heijnen, bekannt als Lie Alma-Heijnen, wurde am 8. Januar 1909 in
Emmen geboren. Sie besuchte die römisch-katholische Mädchenschule in
Munterscheveld/Niederlande.
Von 1933 bis 1938 war sie mit dem Wehrdienstverweigerer und Anarchisten
Siert Tillema verheiratet. Diese Ehe blieb kinderlos und wurde am 25.
Oktober 1938 aufgelöst.
Sie war Lehrerin und engagierte sich im Friedenskomitee und im „Wereld
Vrouwen Comité (Weltfrauenkomitee)“. Im März 1935 trennte sie sich von
ihrem Mann und zog nach Amsterdam. Da sie noch nicht geschieden war,
konnte sie nicht mehr als Lehrerin arbeiten und war deswegen auf
Gelegenheitsarbeiten angewiesen. Ende 1935 arbeitete sie als Sekretärin
im Büro von Selma Meijer, später bei einem Zahnarzt.
1936 war Lie für Öffentlichkeitsarbeit des Wuppertaler Komitees tätig,
das sich für die Unterstützung und materielle Hilfe der massenhaft
verhafteten und angeklagten Gewerkschafter in Wuppertal einsetzte. Sie
trat als Rednerin in Versammlung in den Niederlanden auf und nahm an
einer Delegationsreise nach Wuppertal zur Prozessbeobachtung teil.
Neben dem Engagement für das Wuppertaler Komitee engagierte sie sich vor
allem im „Internationalen Frauenbund für Frieden und Freiheit“ (IVVV).
Zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit wurde die Solidaritätsarbeit für das
republikanische Spanien.
1936 nahm sie als Vorsitzende der „Commissie Hulp aan Spanje“
sowie auch 1937 und 1939 an Delegationenreisen nach Spanien teil.
Von 1937 bis Anfang 1940 war sie Vorsitzende des ,,Wereld-Vrouwen
Comités" (WVC) gegen Krieg und Faschismus in Amsterdam und Redakteurin
der Zeitschrift „Vrouwen“, die monatlich erschien. Bereits 1935 war sie
als Delegierte des WVC als Beobachterin nach Saarbrücken zur
Saarabstimmung entsandt worden. Unter ihrer Leitung führte das WVC 1938
Protestaktionen gegen die Hinrichtung von Liselotte Hermann durch, die
als erste deutsche Widerstandskämpferin zum Tode verurteilt wurde.
1940 heiratete sie den Kunstmaler Peter Alma, mit dem sie eine Tochter
und einen Sohn hatte. Am 23. Mai 1969 starb Peter Alma. Am 14. Oktober
1983 heiratete sie Hendrik Enno Boeke, einen Kunsthistoriker.
Nach der Befreiung wurde Lie Vorsitzende und Sekretär der Vereinigung
"Freies Spanien" (1946-1949), in der ein großer Teil der holländischen
Interbrigadisten mit dem Ziel vereint waren, ihre niederländische
Staatsbürgerschaft zurückzuerhalten und sich an der Schaffung einer
Demokratie in Spanien zu beteiligen.
Lie wurde Sekretär des Comité voor Actieve Democratie unter dem Vorsitz
von Gerrit Jan van Heuven Goedhart. Im Juni 1947 vertrat sie sowohl
dieses Komitee als auch die holländische Frauenbewegung auf der
International Consultative Conference on Human Rights (Beratende
Konferenz für Menschenrechte) in London, die vom National Council for
Civil Liberties (Nationalrat für bürgerliche Freiheiten) organisiert
wurde.
Lie begann ein Studium der Politikwissenschaften an der
Politisch-Sozialen Fakultät der Amsterdamse Gemeente Universiteit
(Amsterdamer Städtische Universität).
1952 bestand sie ihre Kandidatenprüfung und wurde studentische
Hilfskraft für Pressewissenschaft und Massenpsychologie bei Professor
Kurt Baschwitz.
Weil die Aufträge für ihren Ehemann ausblieben, war diese Arbeit das
einzige Familieneinkommen.
Nach Abschluss des Studiums nahm sie eine Stelle als Interimsdirektor
der Amsterdamer Institution für Bildung „Unser Haus“ (Ons Huis) an und
war in der Erwachsenenbildung tätig.
Da diese Arbeit nicht vereinbar mit ihrem Familienleben war, kehrte sie
1955 als Lehrerin zurück an die Schule und gab unter anderem
Geschichtsunterricht an einer Montessori Schule.
Von 1971 bis 1974 war sie Direktorin der zweiten Montessori-Schule in
Amsterdam und von 1973 bis 1977 gab sie als Freiberuflerin drei Stunden
pro Woche Geschichte und Geografie im psychiatrischen Pflegeheim Röllich
de Keijzer in Amsterdam.
Nach ihrer Pensionierung 1975 kehrte sie an die Montessori-Schule zurück
und war Gastdozentin für ein Bildungsprojekt der Open School (Offenen
Schule) in Amsterdam für Frauen im Alter von 30 bis 60 Jahren, die nicht
die Möglichkeit hatten, eine weiterführende Schule zu besuchen. Sie
studierte auch Pädagogik zwischen 1975 und 1978.
In ihrem Leben spielte die Bildung, insbesondere die von Maria
Montessori entwickelte Methode, sowie der spanische Krieg und die
spätere spanische Franco-Diktatur eine große Rolle.
1976, ein Jahr nach dem Tod Francos, wurde sie Vorsitzende der
wiedereingesetzten Kommission „Hilfe für Spanien“. Als
Delegationsmitglied besuchte sie Spanien mit der Schriftstellerin Mies
Bouhuys. Im folgenden Jahr war sie Sekretärin der Spanien-Konferenz, die
am 11. und 12. Februar 1977 in Amsterdam statt, und ab 1983 war sie
Mitglied der Stiftung Spanien-Monument 1936-1939.
Anna Aleida Alma-Heijnen starb am 25. August 1990 in Amsterdam.
Quelle: Liste aller Opfer | Gedenkbuch Wuppertal;
Privatfoto der Tochter Sinja Alma
Informationen von der Tochter Sinja Alma
BWSA - International Institute of Social History;