Draxler, Paula geb. Eber

            Draxler, Paula

Paula wurde am 17.07.1902 in Wien geboren, war Geschäftsfrau und Witwe. Ihr Mann starb 1935. 1930 trat sie der österreichischen Sozialistischen Partei bei. 1936 wurde sie Mitglied der Kommunistischen Partei und stellte der Partei sein Zuhause für illegale Arbeit zur Verfügung.

Sie ging nach Paris, wo sie zwei Monate blieb, bevor sie nach Spanien weiter reiste. Ende Januar 1937 kam sie in Spanien an.
Paula arbeitete als Krankenschwester im Hospital Murcia. Von September bis Anfang Dezember 1937 war sie zur Regelung privater Angelegenheiten in Wien, anschließend kehrte sie bis Anfang April 1938 als Sekretärin im Sanitätsdienst der Internationalen Brigaden (SIM) wieder nach Spanien zurück. Anschließend arbeitete sie im Hospital Mataró.  Ab 1940 war sie im französischen Widerstand, wurde verhaftet und 1944 in Paris von der Gestapo erschossen oder ist in Gestapohaft, nach einem Sprung aus dem Fenster, gestorben.

BRIEF DER OESTERREICHERIN PAULA DRAXLER:

Lieber Fritz,
Du wirst Dich wohl noch an unser gemeinsames Wirken im Wiener Arbeiterturnverein und bei den Arbeiter-Samaritern erinnern können und es wird Dich sicher interessieren, was mit mir seit dem denkwürdigen 12. Feber 1934 geschehen ist. Als man damals alle Organisationen auflöste, brauchte es schon eine Weile, bis wir wieder arbeiten konnten. Dann kam der spanische Bürgerkrieg und viele zogen hinaus, um für die Demokratie und freien Menschenrechte zu kämpfen.
Auch ich, als ausgebildete Sanitäterin, stellte mich zur Verfügung und im Februar 1937 war es endlich so weit. Wir richteten in Süd-Spanien, in einer ehemaligen Universität, ein Hospital ein.
Anfangs mussten wir unter schweren Bedingungen arbeiten. es fehlte an allem, besonders an Pflegepersonal. Aber was macht das aus, waren wir doch mit Begeisterung und Liebe bei der Sache. Mit den Spanierinnen und Spaniern war ich gleich gut Freund, ist es doch auch ein Volk, das man liebhaben muss. Und wir haben uns bald verstanden, obwohl keiner des anderen Sprache konnte. Reichten die Worte nicht mehr aus, nahm man eben Hände und Füße zu Hilfe, um sich zu verständigen.
Wunderbar ist die Arbeit bei den verwundeten Kameraden, nicht nur sie zu pflegen und ihre Wunde zu verbinden, sondern auch sie seelisch wiederaufzurichten. Du glaubst gar nicht, wie schön es ist, so einem Menschen, der über seine Hilfslosigkeit schwer hinwegkommen kann, zu helfen, sich selbst wiederzufinden. Ich denke da besonders an einen Deutschen, der durch ein Explosivgeschoss ein Auge einbüßte und an der rechten Gesichtshälfte eine hässliche Wunde davontrug und schwer unter dieser Verstümmlung litt. Heute ist, dank unserer Chirurgie, die Narbe kaum zu sehen und auf eigenen Wunsch kehrte er an die Front zurück. Er schrieb mir einen begeisterten Brief, dass er nun seine seelischen Depressionen ganz überwunden habe und dass dies zum Großteil mein Verdienst sei.
Weißt Du, wie glücklich das macht? Dann gibt es natürlich noch andere Sorgenkinder. Meckerer und Misslaunige. Aber wenn ich des Morgens lachend in den Krankensaal komme, sie ein bisschen necke, was bleibt ihnen schließlich übrig, als mitzulachen? Oder ich setze mich in einer Arbeitspause mit meiner Gitarre zu ihnen und singe ihnen ein paar lustige Wienerlieder vor. Flugs ist die schlechte Laune weg. Und letzten Endes sind sie alle große Kinder, die man so gerne umsorgt und verwöhnt, weshalb sie mich auch des Öfteren «Madresita» (Mütterchen) nannten. Ja, schön ist diese Arbeit aber sie verlangt auch den ganzen Einsatz. Furchtbar schwer ist es, manchmal nicht mehr helfen zu können und ein Mensch stirbt, trotz sofortiger ärztlicher Hilfe und aufopfernder Pflege.
Von mir hat der Krieg ein schweres Opfer gefordert. Ich kann darüber nicht viel schreiben, auch nicht darüber reden. Immer wieder Fließen die Tränen. Mein Mann und bester Kamerad ist nicht mehr, Er hat sein junges Leben im Kampfe um die Freiheit geopfert. Ich weiß, dass ich mich nicht unterkriegen lassen darf, dass ich weiterkämpfen muss und werde. Und so möchte ich mit den Worten der großen Pasionaria schließen: „Besser als Witwe eines Helden leben, denn als Frau eines Feiglings!“
(Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku, S. 56 - 58)

Quelle: http://www.doew.at/erinnern/biographien/spanienarchiv-online
Moskauer Archiv RGASPI. F. 545. Op. 6. Ä. 30, RGASPI. F. 545. Op. 6. Ä. 48;

Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku und Foto

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