Dürmayer, Renée Mag.geb. Lelewer, Renate

            Dürmayer, Renée  

Sie wurde am 30.08.1907 in Wien geboren und war Pharmazeutin. Renée war mit Heinrich Dürmayer verheiratet, lebte in Wien und war Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ).

Im Februar 1937 ging sie aus England nach Spanien. Sie arbeitete in der Zentralapotheke der Internationalen Brigaden in Albacete. Im April 1941 wurde sie als Mitglied der Francs-Tireurs et Partisans Français (kommunistische Organisation innerhalb der französischen Widerstandsbewegung (FTPF) in Vichy-Frankreich festgenommen und zu fünf Jahren Haft verurteilt. (Gefängnis Montauban). Nach der Befreiung am 20.4.1944 war sie in der Front National Autrichien tätig. 1945 kehrte sie nach Österreich zurück und war Chefredakteurin der „Stimme der Frau“, dann Apothekerin in Wien-Mariahilf. Ihr Ehemann Dr. Heinrich Dürmayer ging im September 1936 über Paris nach London und von dort im Januar 1937 nach Spanien.
Renée Dürmayer starb am 13. 10. 1978 in Wien.

Die Central—Apotheke des Internationalen Sanitätsdienstes wird von drei Frauen geleitet. Renee (Dürmayer), die Österreicherin, erzählt:
„Wir sind drei Frauen hier. Eine Polin, eine Tschechin und eine Österreicherin, alle drei Pharmazeutinnen von Beruf. Rachel (Gunzig oder Eksztejn), die Polin, ist der Chef. Unsere Apotheke ist wirklich international, ganz abgesehen von dem vielsprachigen Personal. Unsere Medikamente kommen aus allen Winkeln der Erde, ob es nun Fertigpräparate, oder Material zur Herstellung von Medikamenten ist. Die Aufschriften auf den Flaschen, Schachteln und Dosen sind in den verschiedensten Sprachen abgefasst und wer der Meinung ist, dass die Ärzte und Apotheker doch ihr „Esperanto“, die lateinische Sprache, haben, stellt sich das gar zu einfach vor.
Ihr würdet eure Wunder erleben, wie verschieden dieses „Esperanto“ von all den Nationen verwendet wird. Wir haben uns seit langer Zeit darauf geeinigt, die Aufschriften für unsere Medikamente spanisch zu schreiben. Aber die Rezepte, die wir bekommen, sind in allen Sprachen verfasst, die von den hier arbeitenden Ärzten gesprochen werden. Und jetzt stellt euch einmal vor, dass wir ein Rezept bekommen, das von einem französischen Arzt Französisch geschrieben wurde, dass wir das Material aus Gefäßen nehmen, die eine spanische Aufschrift tragen, aber eine englische Gebrauchsanweisung schreiben müssen, da der betreffende Patient ein Amerikaner ist. Oder eine deutsche Ärztin schreibt eine der zahlreich vorhandenen französischen Spezialitäten auf, der eine französische Gebrauchsanweisung beiliegt, aber der in Frage kommende Kamerad ist Tscheche und kann daher nichts damit
Anfangen. Da ist es Aufgabe der tschechischen Kameradin, ihm auf Tschechisch zu erklären, wie er das Medikament zu nehmen hat. Oder ein kroatischer Kamerad schreibt ein Medikament für einen spanischen Kameraden, wir schreiben wohl die Aufschrift in Spanisch, aber der Kamerad kann nicht lesen, nun müssen wir ihm eingehend in spanischer Sprache erklären, wie er die Medizin gebrauchen soll. Das sind nur wenige Beispiele einer Reihe, die man ins Unendliche fortsetzen könnte. Eines ist sicher, hier haben wir die beste Gelegenheit Sprachen zu lernen. Dass dabei manchmal schwierige Situationen entstehen, ist ganz natürlich.
Aber es kommt selbstverständlich auch zu heiteren Szenen. Man glaubt ganz bestimmt, dass im gegebenen Falle notwendige Wort verwendet zu haben, in Wirklichkeit hat man ein Wort gebraucht, das einen ganz anderen Sinn ergibt. Nun, im Notfall benutzen wir die immer und überall gebräuchliche Methode „mit Händen und Füssen“ zu sprechen.
Da auch die Arbeitsmethoden, die wir aus unseren verschiedenen Ländern mitgebracht haben, nicht immer die gleichen sind, haben wir beschlossen, nach den Vorschriften des spanischen Arzneibuches zu arbeiten. Aber da wir eine Militär-Apotheke haben und in Kriegszeiten nicht alle gewünschten Mittel zur Verfügung stehen, müssen wir uns oft auf unsere Erfahrungen stützen, um mit den vorhandenen Mitteln das Notwendige herzustellen.
Da solltet ihr mal zusehen, wie wir zu dritt kleine Konferenzen abhalten, um an Hand unserer früheren und der hier gemachten Erfahrungen, und wenn diese nicht ausreichen, mit Hilfe von Arzneibüchern aus allen Ländern der Welt, in gemeinsamer Arbeit das bestmögliche für die Sache zu leisten.“

(Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku", S. 62-66)


Quelle: http://www.doew.at/erinnern/biographien/spanienarchiv-online;
Kampf dem Tode! Von Gusti Jirku S. 57
http://sidbrint.ub.edu und Foto rechts
Moskauer Archiv RGASPI. F. 545. Op. 6. Ä. 30, RGASPI. F. 545. Op. 6. Ä. 48
  „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku" Foto links


 
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