Ernst,
Helen geb.
Helene Margareta Valeska Ebermann
Helen
wurde am 10.03.1904 in Athen geboren. Der Vater, Otto Ernst, Sekretär des Kaiserlichen
Konsulats in Athen, verstieß die Mutter, die seine Hausangestellte war.
Sie wurde finanziell abgefunden und Helen für ehelich erklärt.
Nach dem
Schulbesuch in Zürich, Stuttgart und Berlin begann sie 1921 ein Studium an
dem Berliner Kunstgewerbemuseum und schloss 1924 die Prüfung als
Zeichenlehrerin an der Staatlichen Kunstschule Berlin ab. 1922 fand Helen
ihre verschollen geglaubte Mutter als Fabrikarbeiterin in Braunschweig,
ging auf Distanz zum Vater und nannte sich nun Helen.
Seit 1924 war sie
als Lehrerin und Dozentin u.a. an der Schule von Reimann tätig. Ihre
fantasievollen farbigen Modezeichnungen, Buchillustrationen und
Pressezeichnungen sind von leichter und sicherer Hand gearbeitet. Durch die
Weltwirtschaftskrise und das Schicksal ihrer Mutter wurde sie mit dem
Leben der arbeitenden Klasse konfrontiert.
Sie
trat in die KPD und in den Bund Revolutionärer Bildender Künstler
Deutschlands ein, engagierte sich
bei der Roten Hilfe und zeichnete viel für die Zeitung „Rote
Fahne“ sowie für die Illustrierte „Rote Post“.
Auf einer Reise in
die Schweiz und nach Frankreich freundete sie sich mit dem
Graphiker-Ehepaar Lea und Hans Grundig an. Aus
der Begegnung entstand eine neue künstlerische Orientierung.
Sie lebte zeitweise
in der, von Fritz Jordi, Carl Meffert und Heinrich Vogeler, gegründeten
proletarischen Künstlerkommune „Fontana
Martina“ in
Ronco und war ständige Mitarbeiterin der dort von Oktober 1931 bis
November 1932 erschienenen gleichnamigen Zeitschrift.
Nach
der Machtergreifung der Faschisten am 30. Januar 1933 wurde
Helen Ernst verhaftet und im Berliner Frauengefängnis
Barnimstraße in Schutzhaft genommen. Ihr Besitz und alle
Zeichnungen, die als „entartet“ galten, wurden entweder beschlagnahmt
oder zerstört. Im Juni 1933 wurde sie entlassen, nach der Beteiligung an
einer Flugblattaktion denunziert, erneut inhaftiert und wenige Wochen
später freigelassen. In
ihrer Emigration in den Niederlanden zwischen 1934 bis 1940 arbeitet sie
als Dozentin für Modezeichnung, als Illustratorin vor allem von
russischer und sowjetischer Literatur und weiterhin als Zeichnerin für
die antifaschistische Presse. Hier entstanden 1937 Illustrationen zu den Spanienreportagen Ilja Ehrenburgs
und Alfred Kurellas.
Im Dezember 1940 wurde
Helen Ernst in Amsterdam verhaftet. Sie verbrachte über
vier Jahre im Konzentrationslager Ravensbrück und später im
Außenlager Barth. Auf dem Todesmarsch wurde sie am 1. Mai 1945 in
Ribnitz-Damgarten von Truppen der Roten Armee befreit.
Nach dem Krieg
lebte Helen in Schwerin, war Mitarbeiterin im Landesausschuss für Opfer
des Faschismus und Mitglied der SED. Sie heiratete den ehemaligen
KZ-Häftling Paul Beckmann und versuchte einen künstlerischen Neuanfang.
Ehemalige
Lagermithäftlinge bezichtigten Helen Ernst, sie sei im Lager unehrenhaft
gewesen, habe mit der SS zusammengearbeitet und Kameradinnen verraten.
Zwei Jahre später,
kurz vor ihrem Tod, wurde sie von dem Vorwurf freigesprochen.
Trotz
der Haftfolgen und der sich abzeichnenden schweren Krankheit entstanden in
den Jahren 1946/47 viele unterschiedliche Zeichnungen u.a. zum Thema
»Frauen von Ravensbrück«, ein authentisches Dokument über das Leben in
einem Konzentrationslager mit aller Hoffnung und Verzweiflung.
Helen Ernst starb
am 26. März 1948 in Schwerin an Tuberkulose als Spätfolge ihrer
jahrelangen Lagerhaft.
Quelle: Helen Ernst
1904 – 1948 – Ehrung zum 100. Geburtstag (Ausstellung vom 28.10. –
20.11.2004); und Foto
Helen Ernst – Wikipedia
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