Hibbert, Phyllis - Großbritannien
Phyllis wurde in Sandwich, Kent geboren. Im Ersten Weltkrieg war sie Krankenschwester.  Sie arbeitete Anfang 1937 als Krankenschwester in der britischen medizinischen Hilfe an der Jarama-Front. In den letzten Monaten ihres Aufenthaltes in Spanien war sie in einer mobilen Einheit an der Aragonfront und bei Teruel.
Im Sommer 1938 kehrte Phyllis nach Hause zurück, um ihre kranke Mutter zu pflegen.

Ein warmer Oktobernachmittag. Die englische Ambulanz mit zwei Ärzten und der englischen Operationsschwester Phyllis Hilbert fährt auf dem Rückweg vom Front-Hospital in das Städtchen Lerida ein. Der Chauffeur will tanken. Nachdem er seinen Vorrat „Gasolina“ ergänzt hat, fahren sie weiter, den Fluss entlang, an einer Schule vorbei, vor der Kinder spielen. Dann über den Platz und plötzlich bebt die Erde, die Ambulanz schwankt, steht still, in einer schwarzen Wolke von Rauch und Staub. Eine Bombe? Wo sind die Flieger? Der Himmel ist bedeckt, nichts zu sehen!
Phyllis und die Ärzte springen aus der Ambulanz – taktaktak - Maschinengewehr aus der Luft. Hinter den Wolken verborgen schickt der Feind den Tod herab. Schreie gellen von der Schule herüber. Das sind die Kinder, die eben noch spielten. Phyllis stürzt über den Platz, da fällt ihr etwas vor die Füße, sie strauchelt. Es ist das abgerissene Ärmchen eines Kindes. Sie erhebt sich, eine Kugel schwirrt dicht an ihr vorbei. „Hinlegen, Phyllis!“ rufen die Ärzte. Aber Phyllis läuft weiter, zu den Kindern, die laut schreiend wieder hinter einer schwarzen Wolke verschwinden. Mitten in den Spielplatz vor der Schule ist die zweite Bombe gefallen. Phyllis hält im Laufen inne. Vor ihr liegen zwei Dinge, schauerlich fremd wie aus einem grausigen Traum; die Hälfte eines Esels und ein paar Meter weiter, die Hälfte eines Kindes!
Phyllis schlägt die Hände vors Gesicht, ihre Füße tragen sie weiter. Jetzt ist sie vor der Schule, mitten im Schutt -  Taktaktak - aus den Wolken regnet es Tod.
Phyllis nimmt ein zerfetztes Körperchen nach dem andern in ihre Arme und weinend, unablässig weinend, trägt sie ein jedes zur Ambulanz. Und jetzt stürzen die Mütter herbei, suchen ihre Kinder, oder das, was übrig blieb von ihren Kindern. Kleine Gesichter mit ausgebrannten Augen; wie Spielzeug am Spielplatz verstreut, zarte Beinchen und Händchen...
Tränenlos, mit geballten Fäusten drohen die Mütter zum Himmel.
Phyllis arbeitet schweigend, sie hüllt die Toten in Laken, sie verbindet, sie gräbt aus den Trümmern die Verschütteten aus...“

(Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku, S. 70-72)


Quellen: Aid to Spain - University of Warwick;
Jim Fyrth und Sally Alexander: Womens voices the Spanish Civil War - Lawrence&Wishart London 1991;
Salud! British Voluntees in the Republican Medical - Sussex Academic Press Verlag

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