Hutchins, Evelyn geb. Rahman, Evelyn - USA

    Hutchins, Evelyn Hutchins, Evelyn 

Sie wurde 01.08.1910 in Snohomish (Washington) geboren. Ihre Eltern waren geschieden, beide waren politisch engagiert. Ihre Mutter war Arbeiterin und setze sich für das Wahlrecht für Frauen ein. Ihr Stiefvater war Seemann, der auf der schwarzen Liste der Westküste in den USA stand.
Sie ging nach New York, um Tänzerin zu werden, doch zwang sie die wirtschaftliche Depression in verschiedene Jobs in zum Teil heruntergekommenen Clubs.
Verhasst waren ihr die Mussolini-Faschisten und die Nazis, weil sie als überzeugte Feministin deren frauenfeindliche Politik verabscheute.
Als der Spanische Krieg ausbrach, bewarb sie sich beim amerikanischen Medical Bureau als Sanitätsfahrerin. Die Organisatoren betrachteten sie als nicht qualifiziert für diese riskante Arbeit, weil sie eine Frau war. Evelyn bestand darauf, nach Spanien zu gehen und schließlich überzeugte sie die Mitarbeiter des Büros. In Spanien war sie eine mutig LKW- und Ambulanzwagenfahrerin, die auch unter gefährlichen Kampfbedingungen ihre Fahrten meisterte. Sie fuhr nicht nur mit Ambulanzfahrzeuge Verwundete von der Front ins Hinterland, sondern auch Munitionstransporte. Ihr Bruder Leslie Hutchins gehörte ebenfalls den Internationalen Brigaden in Spanien an. Evelyn war nicht nur eine Krankenwagenfahrerin, sondern eine von zwei USA-Frauen, die Mitglieder der Fünfzehnten Brigade waren. Die andere war Marion Merriman, die als Oberst eine administrative Position in der Brigade innehatte.  
„Ich versorge zwei Hospitäler mit Kohle, Nahrungsmitteln und Eis, sagt Evelyn, die amerikanische Ambulanzchauffeurin.  In den Dörfern kennen mich alle. Sie fragen nach mir, wenn ich auf anderen Straßen fahre.“ Evelyn hat bis jetzt keinen Unfall gehabt. Obwohl sie auch nachts ihre schweren Laster auf dicht befahrenen Straßen steuert. Sie ist 26 Jahre alt, kaltblütig unermüdlich, jederzeit Zeit zur Arbeit bereit und immer guter Laune.“
Tatsächlich blieben viele der Freiwilligen dem politischen Engagement, das sie nach Spanien geführt hatte, ein Leben lang treu.  So kehrte Evelyn Hutchins beispielsweise zur gewerkschaftlichen Organisation von Büro- und Ladenpersonal (office and shop workers )zurück und führte Kampagnen durch, um das Leben spanischer Gewerkschafter in den Gefängnissen von Franco zu retten.  

„10. Dezember 37

Gusti dear,    
Du wolltest von mir hören, was ich in der letzten Zeit getan habe. Heute war ich schon um acht Uhr morgens in Saelices. Ich sollte die Arbeiter der landwirtschaftlichen Kollektive abholen. Der Frente Popular hatte einige von ihnen bestimmt, uns zu helfen, das neue Hospital, die neue Intendanz und Garage einzurichten. Du weißt ja, dass unsere Hospitäler in Tarancon mit allen Nebengebäuden durch das Bombardement vom 3. Dezember ganz zerstört wurden. Das neue Haus, in das wir übersiedeln, ist eine wahre Pracht. Aber ich will Dir vor allem über die Arbeiter selbst erzählen. Ich kenne sie schon lange und sie mögen mich ebenso gerne wie ich sie. Als einige Vorübergehende fragten, ob wirklich ich der Chauffeur dieses großen Lastautos sei, antworteten die Arbeiter ganz beleidigt: „Natürlich ist sie das, na, kennst Du sie denn nicht?“ Es sah aus, als wären sie ordentlich stolz auf ihre alte Bekannte. Wir mussten Weizensäcke auf laden und zum Scherz legten sie mir einen dieser entsetzlich schweren Säcke auf den Rücken. „Tu tambien!“ sagten sie. Aber sie nahmen den Sack gleich wieder weg, denn sie wollen nicht, dass ich zu schwere Arbeit tue. Einer von den Jungens sagte: „Evelyn, todos ti caren mucho!“
Du kannst Dir vorstellen, wie froh mich so etwas macht. Ich liebe das spanische Volk. Es ist so warmherzig und liebenswürdig. Ich liebe sogar die schläfrigen Bauern auf ihren langsamen Wägelchen mit dem Mula-Gespann, die immer auf der falschen Seite der Straße fahren! Sie haben mich schon viel Zeit gekostet, aber ich nehme es ihnen nicht übel. Ich habe oft sagen hören, dass die spanischen Bauern und Arbeiter so langsam bei der Arbeit sind. Aber das ist nicht wahr. Du hättest sie heute sehen sollen, als sie die Weizensäcke auf meinen Wagen luden. Sie arbeiteten wie Pferde, ohne Atempause, weil sie wussten, dass wir in großer Eile unser neues Hospital einrichten müssen und weil sie rasch mitfahren wollten, um zu helfen. Und wie gastfreundlich ist das spanische Volk! Vor einigen Tagen war ich nahe von Toledo um Kartoffeln abzuholen. Es war spät abends als wir ankamen, und wir mussten bei Bauern übernachten. Sofort machten sie ein Abendbrot zurecht. Brot und gebratenes Fleisch (und Du weißt ja wie arm sie sind!), Wein gab es auch. Für mich suchten sie einen besonders leichten aus!
Weißt Du, was mir an meiner Arbeit besondere Freude macht? Dass ich den kleinen spanischen Bauern- und Dorfmaedchen zeigen kann, dass eine Frau Männerarbeit genauso gut machen kann wie ein Mann! Das wird ihnen mehr Sicherheit geben und mehr Selbstbewusstsein!
EVELYN“
(Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku, S. 35/36)

Quelle: Evelyn Hutchins - Abraham Lincoln Brigade Archives;
Foto rechts mit Genehmigung des Abraham Lincoln Brigade Archives - Photograph: Evelyn Hutchins,  VALB/ALBA.
Fernanda Romeu Alfaro: Mujeres en las Brigadas Internationales,
Jim Fyrth und Sally Alexander: Womens voices the Spanish Civil War - Lawrence&Wishart London 1991, Renèe Lugschitz: Spanienkämpferinnen -  LIT Verlag Münster,
Victor Grossman „Madrid du Wunderbare“ GNN Verlag 2006
Kampf dem Tode! Von Gusti Jirku S. 57;
5.13 Evelyn Hutchins | lernen-aus-der-geschichte.de;
Talk Paris Colloquium Paris Oktober 2018 - Nancy Philips USA
Foto links aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen berichten aus Spanien“