Merims, Sonia

                Merims, Sonia   

Sie wurde am 06.09.1900 in Tarritino geboren und lebte in New York. Dort besuchte sie die Jewish Maternity Hospital Training School, um Krankenschwester zu werden.
Sonia kam im April 1937 nach Spanien und arbeitete als Oberschwester im Hospital in Tarazona und wurde bei einem Fliegerangriff verwundet. Sie verbrachte drei Monate im Hospital Villa Paz. Zur Genesung wurde sie nach Paris evakuiert. Ihr Mann verließ die USA an Bord eines Schiffes, um sich ihr anzuschließen. Er starb an einem Herzinfarkt auf dem Weg nach Spanien. Sie heiratete wieder und trug nun den Namen Kolkin.
Sonja Merims, die amerikanische Oberschwester, erzählt:
...“In unserem Hospital lebten wir wie eine Große glückliche Familie. Jedes Mitglied unserer Familie, welcher Nation es auch Angehören mochte, hatte das gleiche Gefühl der Verantwortung, die gleiche Liebe zur Sache.
Fünf Monate lang hatten wir alle zusammen in Tarancón gearbeitet. Wir waren wirkliche Kameraden geworden: die amerikanischen Chef-Ärzte, die deutschen Ärzte, die amerikanischen und spanischen Pflegerinnen, das vielsprachige Personal und unsere Verwundeten, die aus allen Ländern der Welt stammten.
Eines Tages, an einem klaren, sonnigen Nachmittag, tauchten sieben faschistische Flugzeuge über Tarancón auf. Ich weiß, dass ich das, was dann folgte, nicht beschreiben kann, es gibt keine Worte dafür. Die Stadt wurde bombardiert. Ich werde sie immer vor mir sehen, die Mütter mit ihren Kindern, die irre vor Angst durch die Straßen liefen. In meinem Ohr klingt noch das Schreien und Klagen der Kleinen, die nach Vater und Mutter riefen, die ebenso hilflos waren wie sie! Dann das Krachen der einstürzenden Mauern... Ich erinnere mich, dass ich nichts anderes empfinden konnte, als Wut und Hass, ich hätte es laut in die ganze Welt hinausschreien mögen, was hier geschieht!
Wir wissen, dass die Faschisten mit diesen planmäßigen Bombardements unseren Willen brechen wollen, gelingt ihnen das? Sie erreichen das Gegenteil. Ich höre noch die Stimme eines jungen Spaniers, der schwerverwundet durch einen Splitter, nach Worten rang. Mit letzter Kraft rief er: Viva la Republica! Viva las Brigadas Internacionales!
Drei lange Stunden dauerte das Bombardement. Viele Hunderte von Bomben vernichteten Männer, Frauen, Kinder, Maultiere, Pferde, Hunde. Unsere Hospitäler waren ein Trümmerhaufen. In diesem ohrenbetäubenden Lärme, mittendrin zwischen sausenden Bombensplittern und den stürzenden Steinen von Mauern und Decken, operierten Dr. Rintz, Dr. Jungermann und ich. Wir hatten viele schwerverwundete Opfer des Bombardements zu retten. Von uns dreien wurde nur ich durch einen schweren Stein verwundet, der mich an der Brust traf. Aber ich war dennoch imstande weiter zu arbeiten.
Die Kameraden sagten mir später, dass ich sehr tapfer gewesen sei. Ich weiß nicht recht, ob das Tapferkeit war, ich war ja für das Leben der Verwundeten verantwortlich, wie hätte ich anders sein
können? Ich konnte nicht anders als ihnen in ihren Qualen helfen. Und wer gab uns das Beispiel? Unsere jungen spanischen Pflegerinnen! Die kleine 18jährige Carmen tat ganz still und so wie an jedem anderen Tag ihre Arbeit: eines der vielen Beispiele des Heidentums der spanischen Frauen. …“

(Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku, S. 40-43)

Quelle: ALBA – Abraham Lincoln Brigade Archives (USA);
Fernanda Romeu Alfaro: Mujeres en las Brigadas Internationales;
Archiv Moskau RGASPI. F. 545. Op. 6. Ä. 30
Photograph: Sonia Merims in Spain, RA Fond 545, Opis 6, Delo 947. Genehmigung von ALBA – Abraham Lincoln Brigade Archives
http://sidbrint.ub.edu/ca/node/15167

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