Rackley, Mildred - USA
Mildred
Rackley wurde am 13.10.1906 in Carlsbad /New Mexiko in eine Rancherfamilie
geboren.
Nach einem einjährigen Aufenthalt an der University of Texas in Austin
erhielt Mildred ein Lehramtsstudium an der Las Vegas Normal School. 1927
zog Mildred nach Taos, wo sie an der High School drei Jahre lang
Geschichte, Schreibmaschinenschreiben, Englisch und Sport unterrichtete.
Der bekannte deutsche Maler Walter Ufer, der Mitglied der Taos Society of
Artists war, ermutigte sie zu malen und zu zeichnen. Durch Walter Ufer und
seine Frau Mary lernte Mildred Mitglieder der aktiven intellektuellen und
künstlerischen Gemeinschaft von Taos kennen.
Hier traf sie auch den deutschen Maler Hans Paap. Mildred und Hans Paap
heirateten. Gemeinsam reisten sie durch Europa, um Kunstgeschichte zu
studieren. Mildred und Hans studierten und malten zwei Jahre lang in
Deutschland.
Sie reisten 1931 nach Jugoslawien, Italien und in die Schweiz und 1932
nach Barcelona. Schließlich ließen sie sich 1932 auf der spanischen Insel
Mallorca nieder. Hier erlebte Mildred den Sturz der Monarchie und die
Gründung der spanischen Republik mit.
Mildreds Ehe endete und sie kehrte nach Taos zurück, um ihre Studien in
Zeichnen und Malen fortzusetzen.
1935 zog sie nach New York City. Sie fand Arbeit beim Fight Magazine,
einer Publikation der Liga gegen Krieg und Faschismus.
Als ihre Arbeit beim Magazin endete, begann sie für die Artists' Union zu
arbeiten, eine Gewerkschaftsorganisation, die die Works Progress
Administration (WPA) unter Druck setzte, um arbeitslose Künstler zu
unterstützen. Sie wurde Leiterin der Arbeitslosenabteilung der
Gewerkschaft und später Vizepräsidentin.
Ende 1936 war Mildred bei der WPA angestellt und fertigte Skizzen für
Wandmalereien für öffentliche Gebäude an.
Sie lernte Dr. Edward Barsky kennen, der sie fragte, ob sie daran
interessiert wäre, ihre Sprachkenntnisse als Dolmetscherin/Sekretärin für
das US-amerikanische Ärzteteam einzusetzen, das eine Reise nach Spanien
organisierte. Sie sprach fließend Spanisch, Deutsch und Französisch.
"Ich hatte in Spanien auf Mallorca gelebt und liebte das Land und die
Menschen und war tief bewegt von ihrer Begeisterung für ihre neue Republik
mit all ihren neuen Möglichkeiten für sie - in der Regierung, in der
Religionsfreiheit und in der Möglichkeit, Bildung zu bekommen, Land zu
bekommen. Welch ein Überschwang!"
Mildred erklärte sich bereit und reiste im Januar 1937 mit dem ersten
amerikanischen Ärzteteam unter der Leitung des New Yorker Chirurgen Dr.
Edward Barsky nach Spanien. Ihre Sprachkenntnisse in Spanisch, Deutsch und
Französisch erleichterten es ihr es ihr sehr, die amerikanischer
Krankenhäuser, zunächst in Valdeganga und Huete und später in Albacete,
Romeral und Villa Paz, einzurichten und sicherzustellen, dass sie
ausreichend versorgt arbeiten konnten.
Mildred hielt den Kontakt zum Medical Bureau to Aid Spanish Democracy in
New York aufrecht, das die Hilfe in Spanien finanzierte.
Sie half bei der großen Evakuierung der Patienten nach Barcelona im
Frühjahr 1938.
Im Juni 1938 kehrte Mildred an Bord der S.S. Aquinata in die Vereinigten
Staaten zurück.
Zurück in New Mexico entwickelte sie sich als Künstlerin und
Druckgraphikerin weiter.
Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Mildred für die Moore
Drydock-Werft in Oakland, Kalifornien, in der sie eine aktive
Gewerkschaftsorganisatorin war.
Nachdem sich das Unternehmen geweigert hatte, einen ihrer Freunde aufgrund
der ethnischen Zugehörigkeit einzustellen, verließ sie Moore Drydock und
begann, für Kaiser Shipyards zu arbeiten.
1944 heiratete sie Rawlings Simon, mit dem sie zwei Söhne, Phillip und
John, adoptierte. Nach dem Krieg ließen sich die Simons in Nordkalifornien
nieder, wo sie ein aktives Mitglied der VALB war.
Nach dem Krieg kehrte Mildred bis 1960 in die Lehrertätigkeit zurück.
Mildred Rackley Simon starb 1992 in Kalifornien.
“Mildred Rackley aus Las Vegas. New-Mexiko, U. S. A., war ehe sie nach
Spanien kam, eine Malerin. Sie hatte in Europa, in Deutschland und
Spanien, studiert. Als der spanische Bürgerkrieg ausbrach, hielt es sie
nicht lange in den friedlichen Staaten. Sie kam herüber und stellte sich
dem Sanitätsdienst zur Verfügung. Sie arbeitete als Administratorin in
amerikanischen und englischen Hospitälern.
Mildred erzählt:
«Es gibt da nichts Romantisches zu sagen—die Arbeit eines Administrators
ist eine sehr prosaische und kostet viel Kopfzerbrechen.
In der ersten Zeit, als wir noch nicht genügend Personal hatten, war ich
Quartiermeister, Hausfrau, Sekretär, Ingenieur, Kurier, Zahlmeister und
Dolmetscher in einer Person. So oft ich Zeit hatte, ging ich zu den Bauern
und holte Kraut und Blumenkohl. Auch Benzin für unsere Ambulanzen musste
ich verschaffen und gleichzeitig eine Anzahl grösser Fässer für den
Transport. Einmal kam ich an einem Hotel vorbei und bekam dort einen
riesigen Ofen für unser Hospital geschenkt. Leider war der Ofen so schwer,
dass unser Camion unterwegs zusammenbrach und wir einen Teil der Nacht auf
der Chaussee verbringen mussten. Übrigens habe ich viele Nächte auf der
Chaussee verbracht. Eines Nachmittags fuhren Dr. Byrne und ich in die Welt
hinaus, um Nahrungsmittel einzukaufen. Auf dem Rückweg, auf einer einsamen
Landstraße, hatte unser alter Latil einen Motordefekt und Dr. Byrne ging
zu Fuß in das nächste Dorf, um zu telefonieren. Mittlerweile war es Nacht
geworden, kalt und windig. Ich hatte die Wahl, auf meinem Sitz neben dem
Chauffeur, oder zwischen den Krautköpfen zu schlafen. Erst um sechs Uhr
morgens wurde ich ziemlich erstarrt von einem anderen Wagen nach Hause
gebracht.
Was gab es für komische Geschichten in unserem Hospital! Einmal gewann ein
französischer Kamerad in der Dorflotterie ein Schaf. Spät nachts brachte
er es unbemerkt ins Hospital, in den Krankensaal, und band es an das
Fußende seines Bettes. Ich musste ihm den Schmerz bereiten, das Schaf an
einem geeigneteren Ort unterzubringen. Gleichzeitig schaffte ich einen
Nachtwächter an, der von nun an Schafen den Eintritt verwehrte.
Ein Administrator muss vor allem jede Arbeitskraft an den richtigen Platz
stellen. Die alte Martina, die früher die Treppen gewaschen hatte, wurde
eines Tages in ein Krankenzimmer versetzt, das sie reinhalten sollte. Sie
wurde ganz melancholisch. Jedes Mal, wenn sie ihre Arbeit beendet hatte,
ging sie zur Treppe und betrachtete wehmütig die vielen Stufen, denen ihr
ganzes Herz gehörte. Wir mussten sie wieder an die alte Arbeit lassen.
Die kleine Josephina war ein Flüchtling aus Cordoba. Sie hatte immer nur
auf dem Felde gearbeitet. Luise Jones, unsere Oberschwester, wurde ihr
Ideal. «Ich muss eine Pflegerin werden wie Luise. Sie ist so gut. Ich will
genauso werden wie Luise.» Tatsächlich lernte sie eine Menge und ist heute
schon eine tüchtige Hilfspflegerin.
Im englischen Erholungsheim machten wir interessante Experimente mit der
kollektiven Arbeit des Personals und der Kameraden. Jeder Patient wählte
eine kleine Arbeit, die ihm zusagte, fragte mich um Rat und bekam dabei
meine Hilfe. Der eine übernahm das Badehaus, der andere reparierte Uhren
und Wanduhren im Hospital, Ruperto organisierte Analphabeten-Schulen für
die spanischen Patienten und das Personal, Bart veranstaltete Gesangschöre
in allen Sprachen, Ludwig baute eine Telefonlinie von 5 km. Nun bekamen
wir auch noch von der Volksfront des Ortes ein Stückchen Grund und im
Frühling wird daraus ein richtiger Gemüsegarten werden. Wir züchten
Schweine, Hühner und Kaninchen, Schafe und Milchziegen.
Kurze Zeit nachdem ich in Spanien angekommen war, erhielt ich einen Brief
von meiner Tante. Meine Tante ist überaus stolz auf die Tatsache, dass
unsere Vorfahren an den amerikanischen Freiheitskämpfen ihren
revolutionären Anteil hatten. Nichtsdestoweniger schrieb sie in ihrem
Brief: „Es ist wirklich herrlich, dass Du Dich humanitär betätigst, aber
ich hoffe, dass Du Dich nicht verleiten lässt, Partei zu ergreifen!“ Ich
antwortete ihr, dass ich das spanische Volk liebe und dass sie sich damit
abfinden müsse, wenn eine Tochter der amerikanischen Freiheitskämpfer auch
heute „Partei ergreife“ und für Demokratie und Freiheit und gegen die
Faschisten sei, die Frauen und Kinder morden!
(Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen
berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku, S. 37-39 und Foto)
Mildred Rackley starb 1992, Kalifornien.
Quelle: ALBA – Abraham Lincoln Brigade Archives (USA);
Jim Fyrth und Sally Alexander: Womens voices the Spanish Civil War -
Lawrence&Wishart London 1991;
Spartacus Educational - Mildred Rackley
New Mexico Volunteers – Mildred Rackley - The Volunteer;
http://digitaltamiment.hosting.nyu.edu/files/original/5434ae298184e90c2b45d6139c10f81d072d5c41.pdf