Rosenfeld, Betty

        Rosenfeld, Betty

Betty wurde am 23. März 1907 in Stuttgart geboren und wuchs mit ihren Schwestern Charlotte und Ilse in einem bürgerlichen jüdischen Elternhaus auf. Der Vater Benjamin war Kaufmann und Inhaber einer kleinen Putzmittelfabrik. Die Mutter Theresia führte den Haushalt. Als die drei Schwestern erwachsen wurden, begannen sie sich für Emanzipation und sozialistische Ideen zu interessieren. Nach dem Besuch der Realschule wurde Betty in Stuttgart im Katharinenhospital zur Krankenschwester ausgebildet und arbeitete anschließend im Krankenhaus in Wiesbaden.Gemeinsam emigrierten die Schwestern 1935 nach Palästina und arbeiteten dort in einem Kibbuz. Ilse und Charlotte kehrten 1936 nach Stuttgart zurück, um nach dem Tod des Vaters  der Mutter beizustehen.
Betty blieb in Palästina. Dort erfuhr sie im Sommer 1936 vom Ausbruch des spanischen Krieges und ging von dort 1937 nach Spanien. In Hospitälern der Internationalen Brigaden in Murcia (Hospital P.V. Couturier) und Mataró arbeitete sie als Krankenschwester. Hier heiratete sie im März 1938 Sally Wittelson, einen Freiwilligen der Internationalen Brigade, den sie in Spanien kennengelernt hatte. Für Betty und ihren Mann kam eine Rückkehr in die Heimat nicht infrage. 1938 reiste sie nach Frankreich aus und lebte dort in einer Gruppe ehemaliger Interbrigadisten und republikanisch-spanischen Familien Flüchtlinge. Sie erhielt eine beschränkte Aufenthaltsgenehmigung für die Stadt Millau. Am 10. Juni 1939 wurden sie und ihr Mann von der französischen Polizei in das Lager Gurs gebracht. Von dort aus wurde Sally Wittelson im Lager Vernet und Betty in Rieucros und Brens interniert. Am 7. August 1942 wurde Betty von einem Gendarmen in das Ausgangslager Gurs gebracht. Den Hintergrund bildete die von Deutschland geforderte Auslieferung von Juden im Rahmen der rassistischen NS-Vernichtungspolitik. Das Vichy-Regime folgte den Anordnungen der deutschen Besatzer. Am nächsten Morgen wurden alle aus Deutschland stammenden jüdischen Lagerinsassen, darunter auch Betty Rosenfeld, auf Lastwagen verladen und zum Bahnhof nach Oloron St. Marie befördert. Dort wartete auf sie bereits ein Güterzug, der in Richtung Paris losfuhr. Im Sammellager Drancy fand Betty ihren Mann wieder.
Am 7. September 1942 verließ der Konvoi 29 Drancy mit Betty und Sally Paris und kam zwei Tage später in Auschwitz-Birkenau an. Ihre Schwester Charlotte wurde bereits am 1. Dezember 1941 nach Riga deportiert.  Betty und Charlotte wurden ermordet. Bettys Mutter und Tante wurden am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und kurz darauf in Treblinka ermordet. Über ihren Mann Sally liegen keine Hinweise vor, dass er den Tag der Ankunft überlebt hat.
Bettys Schwester Ilse konnte im Juli 1938 aus Deutschland fliehen.

 
Quellen: Werner Abel&Enrico Hilbert "Sie werden nicht durchkommen“ - Bd. 1 Verlag Edition AV 2015;
Betty Rosenfeld nahm am spanischen Bürgerkrieg teil und starb in ...
Archiv Moskau RGASAPI. F. 545. Op. 6. D. 348, RGASAPI. F. 545. Op. 6. D. 353;
Für die Freiheit - Über Betty Rosenfeld
Das Passbild ist das einzige Foto, das von Betty Rosenfeld geblieben ist. Es fand sich als Anhang in einem spanischen Dokument von 1938. Foto: CDMH Salamanca
http://sidbrint.ub.edu/en/node/33972


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