Seles-Brozović, Ana - Jugoslawien

            Seles-Brozović, Ana

Sie wurde am 13.11.1894 in Okruglica bei Ogulin/Jugoslawien geboren. Ana stammte aus einer armen Bauernfamilie. Sie ging nicht zur Schule und blieb Analphabetin. Schon als junge Frau musste Ana auf den Plantagen wohlhabender Bauern arbeiten. Im Jahr 1921 heiratete sie Anton Seles, der zu dieser Zeit für einen Bäcker in Ogulin arbeitete. Ana blieb als Hausfrau (auch nach ihrem Umzug nach Rijeka 1927) zu Hause. Im Jahr 1930 musste ihr Ehemann, der ein Antifaschist war, nach Algerien fliehen.  Später folgte Ana ihn dorthin.
In Oran fand Anton Arbeit als Schreiner, Ana arbeitete als Putzfrau in einem spanisch geführten Hotel-Restaurant und in einer Arbeiterkantine. Sie war Mitglied der Gewerkschaft CGT.
Zehn Tage nach dem Militärputsch im spanischen Marokko reiste Anton (27. Juli 1936) nach Spanien, während Ana ihm am 23. August 1936 ebenfalls in das republikanische Spanien folgte.
Nachdem sie sich heimlich auf einem Schiff nach Alicante eingeschifft hatte, kam Ana Anfang September 1936 in Barcelona an, wo sie ihren Mann wiederfand. Sie gehörte der Division Ascaso an, mit der sie an der Front von Lleida war. Sie konnte dank ihrer italienischen, französischen und spanischen Sprachkenntnisse eine bessere Verständigung zwischen Patienten und Pflegepersonal ermöglichen. Ende September wurde Anton für kampfunfähig erklärt, und das Ehepaar zog nach Barcelona, wo sie ein ziviles Leben führten und in einer Bäckerei arbeiteten.
Als sich Francos Truppen im Januar 1939 Barcelona näherten, verließen sie die Stadt, er zu Fuß, sie in einem Lastwagen mit Frauen und Kindern, der mit großer Geschwindigkeit fuhr, um den Granaten auszuweichen. Ana fiel in einer Kurve vom Lastwagen und blieb mit Verletzungen an der Wirbelsäule auf der Straße liegen, bis republikanische Soldaten sie fanden und mitnahmen. Durch Zufall fand ihr Mann Ana.
In Cerbère (Pyrénées-Orientales) wurde Ana von ihrem Mann getrennt, der in Argelès interniert wurde. Ana wurde nach Saintes-Marie-la-Mer gebracht. Danach wurde sie mit kinderlosen Frauen in die Nähe von Tulle (Corrèze) geschickt, wo sie monatelang in einer Munitionsfabrik unter sehr harten Bedingungen arbeiten musste.
Anton gelang es im Juni 1942 nach vielen Abenteuern seine Frau zu finden. Inzwischen arbeitete Ana in dem Dorf Bugeat bei Treignac (Corrèze) auf einem Bauernhof als Landarbeiterin und war als Kurier im Widerstand tätig. Anton war Ende 1942 zusammen mit anderen Veteranen des Spanischen Krieges dem FTP-MOI beigetreten.
Ende 1946 kehrte das Ehepaar Seles nach Jugoslawien zurück und ließ sich in Rijeka nieder, wo Ana wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit nicht mehr arbeiten konnte und zu Hause blieb.
Ab 1956 erhielt Ana eine Invalidenrente und war aktiv im Roten Kreuz und in der Sozialistischen Liga der Werktätigen Völker Jugoslawiens (SSRNJ) organisiert.
Ana Seles-Brozović starb am 14. Februar 1981 in Rijeka (Kroatien).

Quelle: Čedo Kapor: Za mir i progres u svijetu - Svjetlost štampa Verlag Sarajevo, 1999;
Avgust Lešnik Ksenija Vidmar Horvat University of Ljubljana Slovenia - The Spanish Female Volunteers from Yugoslavia as Example of Solidarity in a Transnational Context
Hervé Lemesle „Parce que tout ce qui est difficile était facile »?  Les femmes de Yougoslavie et la guerre d’Espagne“
http://maitron-en-ligne.univ-paris1.fr/spip.php?mot18581 und Foto