Wosikowski, Irene - Deutschland

       Wosikowski, Irene

Irene Wosikowski wurde am 09. Februar 1910 in Danzig geboren, schloss sich mit vierzehn Jahren dem Kommunistischen Jugendverband an und trat früh in die KPD ein. Sie war die Tochter der Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten Alice Wosikowski. Nach dem Besuch der Handelsschule arbeitete sie als Stenotypistin und lebte ab 1930 in Berlin. Zum Studium an der Lenin- Schule ging sie nach Moskau. Nach ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion war sie in Deutschland illegal tätig. Um sich der Verhaftung durch die Gestapo zu entziehen, flüchtete sie nach Frankreich. Dort arbeitete sie im Verlag der Deutschen Volks-Zeitung bis zu ihrer Internierung im Lager Gurs. Im Juni 1940 konnte sie zusammen mit Luise Kraushaar und Thea Saefkow fliehen. Sie schloss sich der KPD-Gruppe an, die u.a. Kontakte zu Interbrigadisten in französischen Internierungslagern unterhielt und für die Übermittlung von Esspaketen sorgte. Während des Krieges arbeitete sie, als Angehörige einer Widerstandsorganisation in Marseille, besonders unter den deutschen Soldaten. Im Juli 1943 geriet sie dabei an einen Marinesoldaten, der ein Spitzel der Gestapo war und sie wurde am 26. Juli verhaftet. Monatelang wurde sie grausam misshandelt. Durch ihre unbeugsame Haltung vor der Gestapo rettete sie viele deutsche, französische, italienische, polnische und tschechische Widerstandskämpfer, mit denen sie zusammengearbeitet hatte. Besonders unmenschlich waren die Folterungen in der Marseiller-Gestapozentrale. Sie wurde nach Paris transportiert und von dort nach Hamburg-Fuhlsbüttel überführt. Der Prozess fand am 13. September 1944 vor dem Volksgerichtshof in Berlin statt. Das Freisler-Gericht verurteilte sie zum Tode. Am 27. Oktober 1944 wurde das Urteil in der Hinrichtungsstätte Plötzensee vollstreckt. Auf Antrag ihres Bruders erhielt Irene Wosikowski im Juni 1982 ein symbolisches Grab im Ehrenhain in Hamburg.

„Meine liebe Mutter!

Ich bin sehr traurig, dass du zu allem Unglück, welches du bereits in deinem Leben erfahren musstest, nun auch noch diesen Schmerz erfährst. Was kann ich dir nur Tröstendes sagen? Daß in diesem Krieg schon so viele ihr Leben lassen mussten? Und ich wünsche mit aller Kraft, daß Eberhard dir erhalten bleibt und seine Kinder dir Freude machen und Ablenkung geben werden und Ersatz für dein Kind, das du vielleicht verlieren wirst. Dieser Gedanke an dich, liebe Mutter, die ich über alles liebehabe, ist mir überhaupt der schmerzlichste. Sonst trage ich mein Schicksal mit Fassung, wie du es nicht anders von mir erwartest und hege die leise Hoffnung, daß das Schlimmste eventuell noch abgewandt werden kann. Und diese Hoffnung sollst du auch nicht verlieren, liebe Mutter. – Nun wünsche ich dir alles Gute und hoffe, dass es dir unter den augenblicklichen Umständen nicht zu schlecht geht und du alles gut überstehst, dass du für all dein jetziges Leid später noch einmal Entgelt erhältst. Ich umarme dich von ganzen Herzen und küsse dich recht innig, meine liebe Mutter, 

Deine Irene“

 

Quellen: Ulla Plener „Frauen aus Deutschland in der französischen Rèsistance“ edition bodoni 2006;
Erkämpft das Menschenrecht - Lebensbilder und letzte Briefe antifaschistischer Widerstandskämpfer - Dietz Verlag Berlin 1958;
Ursel Hochmuth: Niemand und nichts wird vergessen - Hrsg. VVN/BdA e.V. Hamburg;
Irene Wosikowski  - wikipedia
Foto aus Erkämpft das Menschenrecht - Lebensbilder und letzte Briefe antifaschistischer Widerstandskämpfer - Dietz Verlag Berlin 1958, S. 624

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